Die Verlegung
Am 27.05.2010 wurden 22 Stolpersteine verlegt, welche an jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen erinnern, welche von Eisenach aus in den Tod in den Ghettos und Vernichtungslagern gingen. Mit Siegfried Wolf wurde an einen Kinderarzt gedacht, der mit seinen jungen Patienten und Schutzbefohlenen freiwillg (wie euphemistisch im Angesicht des Holocaust) in den Tod ging. Die neben ihm gedachten Bürgerinnen und Bürgern zeichnet eine Vielfalt an Herkunft, Alter und Familienstruktur aus. Sie bleiben und sie sind ein Teil der Eisenacher Geschichte.
Die Paten dieses Jahr sind: Dr. Reinhold Brunner, Roland Kabisch, Sascha Schorr, Ralf Pollmeier, Heiko Röscher, Erika Hermanns, Christa Boy, Kunstverein Eisenach e.V., Richard Janus, Carsten Meyer und der Steinmetz Betrieb Schuchardt.
Stellvertretend sei an Friederike, Jenny, Bernhard und Berthold Großmann, wohnhaft in der Karlstrasse 6, erinnert. Für entstand dieser Text:
„Wenn an dieser Stelle, hier vor der Karlsstraße 6 gleich vier Stolpersteine verlegt werden, dann setzen wir nicht nur vier Menschen, vier verlorenen Möglichkeiten, vier Bürgern dieser Stadt ein Zeichen der Erinnerung, sondern auch uns ein Zeichen der Mahnung des Verlustes von Lebendigkeit dieser Stadt und kultureller Vielfalt dieser Straße.
Schauen wir uns doch offenen und ehrlichen Auges um: Aneinandergekettet reihen sich Thalia, Pimky, Orsay, Fielmann, Esprit, Douglas usw. Selbst die Bäckereien sind nur Filialen von Großbäckereien und nur wenn man Glück hat, ist wenigstens das Lächeln der Verkäuferin noch einzigartig. Sonst aber macht es kaum noch ein Unterschied, ob man durch Jena, Kassel, Naumburg oder Schweinfurt flaniert. Überall findet man in selber Eintönigkeit und Gleichförmigkeit die immer gleichen Geschäftsketten vor, die von Verkaufskultur und Individualität nur noch einen schalen Geschmack in uns zurücklassen.
Ja, Sie sehen, die Eisenacher Einkaufsstraße auf und ab blickend, der Verlust individueller und kultureller Vielfalt durch den verheerenden Einschnitt der grausamen Herrschaft des Nationalsozialismus ist selbst in unserer Kaufkultur zu spüren. Sind doch viele, vor allem jüdische Händler entrechtet, vertrieben, verfolgt, vergast worden.
Davon kann eben auch die Karlstraße Nummer 6 erzählen, vor der wir nun stehen…“
Die verlegten Steine
Die Liste folgt nicht der Reihenfolge der Verlegung. Wir haben, soweit es möglich war, gemeinsam mit dem Stadtarchiv Eisenach die Namen, Geburtsdaten die Umstände der Deportation und die Todesumstände ermittelt. Die Aufschrift auf dem entsprechenden Stolperstein kann variieren.
Jakobsplan 7 | ||
Else Rothfels (geb. Fackenheim) |
geb. 24.01.1895 in Bebra |
deportiert am 09.05.1942 umgekommen im Ghetto Belzyce |
Julius Rothfels | geb. 03.02.1895 in Ronshausen |
deportiert am 09.05.1942 umgekommen im Ghetto Belzyce |
Rosel Rothfels | geb. 28.05.1929 in Bebra |
deportiert am 09.05.1942 umgekommen im Ghetto Belzyce |
Werner Rothfels | geb. 27.09.1926 in Kassel |
deportiert am 09.05.1942 umgekommen im Ghetto Belzyce |
Karlstraße 34 | ||
Fritz Cohn | geb. 10.03.1901 in Eisenach |
deportiert am 09.05.1942 umgekommen im Ghetto Belzyce |
Goethestraße 27 | ||
Lotte Schloß (geb. Elkan) |
geb. 14.03.1897 in Chemnitz |
deportiert am 09.05.1942 umgekommen im Ghetto Belzyce |
Karlstraße 6 | ||
Jenny Großman (geb. Aris) |
geb. 01.10.1867 in Braunsberg(Braniewo)/Polen |
deportiert am 20.09.1942 umgekommen am 01.03.1943 in Teresienstadt |
Bernhard Großmann | geb. 13.12.1862 in Lautenburg(Lidzbark)/Polen |
deportiert am 20.09.1942 umgekommen am 01.03.1943 in Teresienstadt |
Friederike Großmann (geb. Aris) |
geb. 14.05.1863 in Braunsberg(Braniewo)/Polen |
deportiert am 20.09.1942 umgekommen am 01.03.1943 in Teresienstadt |
Bertold Großmann | geb. 31.03.1897 in Eisenach |
deportiert am 15.06.1942 aus Koblenz, ermordet in Sobibor |